Ein nettes Telefonat

Vor ein paar Wochen klingelte abends mein Telefon und eine fremde Stimme erzählte mir etwas vom Hackschnitzelharvester. Habe mir erstmal nichts weiter gedacht, Anrufe dieser Art gab es in den letzten Jahren viele. Manch einer wollte nur ein kleines technisches Detail, andere ganze Baupläne und wieder andere wussten erst durch diese Seite, das es solch Maschine mal gab.

 

An der Strippe war ein Unternehmer aus dem Süden Deutschland und er teilte mir mit, das er jetzt diese Maschine sein Eigen nennt. Erjofant heisst die gesamte Baureihe, der sichtbare Unterschied liegt aber im Kran. Nach Informationen des damaligen Käufers von der Chiptrac AG sollte dieser schwere Kran gegen den leichten 6,5m-Kran der anderen Erjofanten getauscht werden. Den Unterschied sieht man im nächsten Bild. Erjofanten der Chiptrag AG (Schweiz)Ob dieser Umbau dann tatsächlich durchgeführt wurde, kann ich nicht sagen.

Rein optisch stört mich aber schon die Höhe des Kranes. Höchster Punkt beim Hackschnitzelharvester war in Tiefladerstellung bei 3,84m. Das ist der Bogen am Gebläserohr. In Arbeitsstellung konnte der Deckel des Containers noch einmal um ca. 40 cm angehoben werden, das machte einen Kubikmeter grösseres Volumen im Container. Der hier gezeigte Original-Kran eines konventionellen Erjofanten liegt sicher 40 - 50 cm höher als das Spänerohr und dies ist die Strassenfahrtposition. Doch zurück zum Telefonat...

 

Neben vielen Fragen, die der Unternehmer hatte, lag mein Interesse auch beim aktuellen Zustand der Maschine und da kommen trotz des Alters von 20 Jahren schon fast die Tränen. Von der Farbe ist nicht mehr viel über geblieben. Container und Seitenklappen tragen ein modisches Rostbraun mit vielen Löchern und noch mehr Schweissnähten. Sicher bekommt man viele Kratzer beim Durchfahren des Bestandes, aber Löcher und Schweissstellen? Keine Ahnung, durch wie viele Hände die Maschine in all den Jahren gelaufen ist, aber eine Maschine kann auch nach 20 Jahren noch sauber und gepflegt aussehen!

 

Nach Auskunft des Eigners scheint es wohl diverse Probleme mit der Elektrik innerhalb der Kabine gegeben zu haben. Gegenüber der Einstiegstür befand sich bis zur Höhe des Fensters zum Hacker hin die elektrische Steuerung mit zwei Bordcomputern, und Sicherungshalter, Relais etc. Dort sah es mittlerweile aus wie "Kraut und Rüben", einiges fehlte, diverse Kabel hingen heraus, Bezeichner wurden entfernt usw. Nach der Beschreibung würde ich (wenn es meine Maschine wäre) alles rausreissen und neu verkabeln. Keine Ahnung, ob jemand bei einer so alten Maschine diesen Aufwand noch betreibt, zu mal es Neuland ist und Schalt- oder Baupläne nicht existieren. Bei mir wäre das kein Problem, ich habe jede Schraube am Original selbst eingedreht, jeden Schlauch und jedes Kabel verlegt und hab natürlich auch meine Originalunterlagen.
Ich muss zugeben, das ich schon gar nicht mehr mit einem Lebenszeichen gerechnet habe. Von einer Maschine der 10er-Familie wusste ich schon, das sie nach 20 Jahren verschrottet wurde. Aber jetzt, wo man weiss das sie zumindest materiell noch vorhanden ist, gibt es auch schon ein wenig Angst, das dem neuen Eigentümer irgendwann die Luft ausgeht. Die Nachfrage nach Mobilhackern ist zwar unverändert hoch, aber irgend wann kommt das Kosten-Nutzungsverhältnis ins Spiel und man muss nach Alternativen suchen.

Wäre ich in der Position, über die finanziellen Mittel zu verfügen, würde sich die Frage nicht stellen - ganz klar ein Neuaufbau, besser ein kompletter Neubau. Mit dem Wissen von damals und den Möglichkeiten von heute ist die Maschineneinheit immer noch oder gerade jetzt durchaus rentabel zu betreiben. Zu meiner Zeit wurden die Hackschnitzel über 200 - bis max. 300 km zum Abnehmer transportiert. Heute gäbe es in fast jedem Landkreis ein potentiellen Abnehmer. Ein Unternehmer in meiner Nachbarschaft fertigt in ähnlicher Weise aus seinen Waldhackschnitzeln seit Jahren erfolgreich Pellets, die in privaten Heizungen nach modernsten Technologien für wohlige Wärme  sorgen. In wie weit das auch in der Zukunft vor allem aus ökologischer Sicht noch ein Markt ist, muss man dann abschätzen. Fakt ist aber, das heimisches Holz immer benötigt wird, egal, ob Papier, Spanplatten oder als Bauholz und sollten Hackschnitzel keinen Markt finden, liesse sich der Hackschnitzelharvester immer noch zu einem kombinierten Harvester/Rückezug umbauen, der sein selbst geschnittenes Holz direkt auf dem Hinterwagen ablegt und raustransportiert.

 

Wie dem auch sei, ich wünsche dem neuen Eigentümer alle Kraft und das nötige Durchhaltevermögen für sein Vorhaben und würde mich freuen, ab und an ein Lebenzeichen zu bekommen.