Hackschnitzelharvester - der 2. Prototyp


Dieser 2. Prototyp lief vom Sommer 1996 bis 2001 in Deutschland, Niederlande und zuletzt in Frankreich und war Vorreiter für die weiteren Erjofanten.  Danach wurde sie vom Eigentümer in die Schweiz verkauft, wo sie bei der Firma " Chiptrac AG " zur Produktion von Heizhackschnitzeln eingesetzt wurde. Nach ein paar Jahren im "Ruhestand" ist sie heute im Besitz eines deutschen Forstunternehmens im Süden Deutschlands und soll nach Informationen des neuen Eigners wieder in den Einsatz kommen.

 

Zur Geschichte

Mit neuem, stärkerem Fahrgestell, einem grösseren Hacker und einem, direkt neben der Kabine angebrachten Kran wurde im Sommer 96 in Thüringen der 2. Prototyp in Betrieb genommen.
Schnell hat sich herausgestellt, das die Maschine für das Bergland nicht geeignet war. Es fehlte ein Krantilt, wodurch es selbst bei geringsten Steigungen zu vermehrten Beschädigungen des Bestandes durch den oberen Punkt des Kranes kam, wenn dieser bei Fahrt durch die Rückegasse senkrecht gestellt wurde. Der ursprünglich als Tilt-Funktion vorgesehene Boogielift zum Anheben der Vorderräder war dem Gewicht des Harvesters nicht gewachsen.

Als die Maschine im Winter 96 zur Aufarbeitung abgestorbener Pappelbestände in einem rekultivierten Tagebau im Leipziger Raum eingesetzt wurde, brach der obere Trägerrahmen, auf dem sämtliche Komponenten montiert waren. Wieder hiess es: ab nach Schweden.
Hier hatte ich die Möglichkeit, meine in 10 Jahren Forstwerkstatt erworbenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Den Trägerrahmen habe ich so umgebaut und verstärkt, das dort nie wieder Probleme auftraten.

Nach Rückkehr von Schweden habe ich die Maschine in Eigenregie übernommen, aber auch hier lief das Ganze nicht rund. Immer wieder kam es auf Grund der hohen Öltemperaturen zu Schlauchplatzern mit erheblichen Kosten. Nur durch das Entgegenkommen des Besitzers bei den Mietzahlungen war ein weiterer Betrieb der Maschinen möglich.

Nachdem bei einem Einsatz im Münchener Raum Sägeholzabschnitte und Hackschnitzel für etwa 30.000 DM "abhanden" kamen, musste auch ich vorläufig die Segel streichen. Ûber den Sommer 1999 wurde lediglich das Shuttle als Holzrücker eingesetzt.

Ab September 99 arbeitete die Maschine im Auftrag des Staatsforstbetriebes der Niederlande (Staatsbosbeheer).
90% der Gesamtproduktion wurde als Hackschnitzel zur Energiegewinnung an ein niederländisches Kraftwerk geliefert. Als es im 1. Monat super lief, habe ich mich daran gemacht, fast das komplette Hydraulikschlauchpaket zu wechseln. Die Ausfälle wurden weniger, die Lieferverträge konnten erfüllt werden. Insgesamt lässt sich sagen, das in dieser Zeit eigentlich alle Beteiligten rundum zufrieden waren, die Produktionszahlen stimmten und von Qualität und Leistung waren auch alle begeistert. Störungen gab es wenige, die waren dafür aber sehr kostenintensiv (Kranzylinder, Bordcomputer, ein Motorschaden, nachdem der Öldruckschlauch für das Harvesteraggregat geplatzt ist und das Öl ausgerechnet in den Luftansaug des Motors spritzte. Wieder 6 Wochen Ausfall...)

Im Sommer 2000 kam dann bei mir alles zusammen, eine heisse Woche mit Aussentemperaturen bis 40°C, wenig Essen, wenig Schlaf. Da bei mir eine Woche vorher eine Borreliose festgestellt wurde, habe ich auch gerade ein starkes Antibiotika zu mir genommen und entgegen dem Anraten meiner Ärztin in dieser Woche doch gearbeitet. Irgendwann war dann wohl mein Akku leer, null Reserve, aufgewacht bin ich wieder im Krankenhaus.

 

Nachdem abzusehen war, das die Genesung länger dauert (bis Ende 2002), habe ich dann meinen Mietvertrag aufgelöst und mein damaliger Fahrer hat diese Maschinen übernommen. Möglicherweise war seine Einstellung aber nicht die richtige, denn es gab mehr und mehr Probleme mit dem Auftraggeber. Vorallem wurden vereinbarte Liefermengen nicht eingehalten. Irgendwann kam es dann zum Bruch mit Staatsbosbeheer, schade drum, gute Arbeit, gute Preise...

Ohne mich ging es auch weiter

Zuletzt war der Harvester im Windwurf in Frankreich tätig, das Shuttle stand zu dieser Zeit mit Getriebeschaden bei einer niederländischen Werkstatt. Mein Fahrer hatte immerschon ein "Pechmagnet", so auch dort in Frankreich, Arbeit wurde geleistet, Geld kam nicht, die Auftraggeber wechselten und das gleiche Spiel von vorn. Aus der Notlage und auf Grund mangelnder Erfahrung heraus hatte er auch den Auftrag in Frankreich ohne Flächenbegehung angenommen. Die Maschine wurde auf einem etwa 8000 ha grossen Schiessplatz, zusammen mit 7 weiteren Harvestern eingesetzt, überwiegend schwaches Birken- und Kiefernholz. Ideal wären hier Kleinharvester gewesen oder 100 Prozent Energiehackschnitzel. Für Hackschnitzel bestand jedoch keine Nachfrage.

Die beiden Maschinen wurden im Sommer 2001 an die schweizerische Chiptrac AG verkauft. Der Harvester sollte bis Herbst 2001 zu einem konventionellen Hacker umgebaut werden, das heisst: Harvesteraggregat ab, Holzgreifer dran.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, das die Maschinenkombination nur in den Niederlanden so eingesetzt wurde, das sie auch rentabel ist. In Deutschland war neben der Störanfälligkeit, die aber wohl ein jeder Prototyp mal hat, vorallem der mangelnde Bedarf an Energiehackschnitzeln zum damaligem Zeitpunkt sowie zu weite Transportwege zum Abnehmer verantwortlich für das Scheitern des Gesamtprojektes.

Komischerweise kann man bei beiden Prototypen sagen, das sie sehr gut liefen, wenn ich sie ganz allein oder zusammen mit meiner Frau bedient habe (ein knappes Jahr fuhr sie das Shuttle und zeitweise auch den Harvester). Möglich, das man anders rechnet, wenn man ganz allein ist, aber man arbeitet auch anders. Da wir immer von den LKW-Transporten abhängig waren, gab es eigentlich keine festen Arbeitszeiten. Kommt der erste LKW um 7.00 Uhr, beginnt man um 7.00 Uhr, kommt er um 9.00 Uhr, beginnt man eben später und Feierabend ist dann eben, wenn der letzte Container und die beiden Maschinen vollgehackt sind. Je nach Baumstärke benötigt man für zwei 40 kubik-Container 2-3 Stunden. Während meine Frau dann im Wohnwagen das Essen zubereitet hat, habe ich die Wartung gemacht, das lief wie geschmiert, war eine schöne Zeit... *träum

 

Und als meine Frau dann auf Grund von Wirbelsäulenproblemen aufhören musste, ging das "Theater" los. Der alte Spruch, das man nie Geschäfte mit Leuten aus der Familie machen sollte, stimmt voll und ganz. Der eine Schwager wollt im ersten Monat Milllionär werden, ausgerechnet da wird von Schweden ein fehlerhafter Kransteuerblock geliefert, war wohl Garantie, aber mit dem Millionär hats auch nicht geklappt.
Der zweite Schwager hatte kein Maschinengefühl, zwei linke Hände, kein technisches Verständnis, dafür aber immer Recht und viel Sinn für die eigene Geldbörse. Wo das Geld dafür aber herkommt, interessierte ihn kaum.....

Ach, wäre ich nur alleine geblieben.......*seufz